Wilhelm Joliet
                       Die Geschichte der Fliese

Geschichte des Werkes
Die Niederrheinische Baukeramik mit Sitz in Vrasselt (seit 1. Juli 1969 Ortsteil der Stadt Emmerich) wurde von den Brüdern Heinz und Josef Heimann gegründet. Sie ersteigerten 1932 die ehemalige Dachziegelfabrik van Bebber in Vrasselt. Josef (Jupp) Heimann hatte zuvor eine Ausbildung zum Keramikingenieur an der Fachschule Höhr-Grenzhausen absolviert. Diese Schule stand damals unter dem Einfluss der Bauhaus-Keramiker z.B. der international bekannten Keramikerin Hedwig Bollhagen.
Unmittelbar nach Firmengründung startete Josef Heimann neben der Produktpalette der Grobkeramik bis dahin in Vrasselt nicht produzierte Feinkeramik als zweites Standbein. Tongruben kamen über die Ehefrau des Josef Heimann zur NBK. Neben Gebrauchsgegenstände wie Küchengefäße, Krüge, Schalen und Vasen wurden handgemalte Fliesen im niederländischen Stil gefertigt.

Einschneidend war die Zeit des 2. Weltkriegs. Ab 1949 wurde neben der Produktion von Ziegelsteinen glasiertes Tongeschirr hergestellt und sehr gut verkauft.

In der Festzeitschrift ‚50 Jahre Eintracht Emmerich‘ gab es folgende Annonce:
„Niederrheinische Baukeramik Gebr. Heimann – Vrasselt über Emmerich
Keramische Wand- und Bodenplatten aus rotem Ziegelton
Ziegeltonplatten 215 / 215/ 25 mm
Spaltplatten, glasiert und unglasiert 245 / 120 / 20 mm
Verblendziegeltonriemchen, glasiert und unglasiert 240 / 52 mm
Handgemalte Fliesen 125 / 125 mm.“

1970 wurde die Produktion von Dachziegeln (Dachpfannen) durch die Familie Pastor eingestellt und das Werk an die Firma „Niederrheinische Baukeramik“ (NBK) der Gebr. Heimann verpachtet, die in den Öfen statt Dachpfannen fortan Klinker und Verblender brannten. In den 1980er Jahren erfolgte der Neubau des NBK-Werkes unmittelbar neben der alten Ziegelei Pastor, die jedoch weiterhin als Fertigungsstätte angepachtet wurde.
Die Firma „Niederrheinische Baukeramik Gebr. Heimann“ blieb bis 1991 in Familienbesitz und ging in die NBK Keramik GmbH auf.
Seit 2007 gehört die NBK Architectural Terracotta zur Hunter Douglas Group. Der Hauptsitz befindet sich in Rotterdam. Neben Vrasselt gibt es die Produktionsstandorte Figueira da Foz in Portugal und Shanghai in China. Die NBK Architectural Terracotta ist der letzte verbliebene keramische Betrieb in Emmerich-Vrasselt.

Fliesen der 1980er Jahre

Privatbesitz

Keramiker/innen / Fliesenmaler/innen der NBK fertigten dieses aus dreihundertsechsunddreißig Fliesen bestehende Gemälde nach einer eingelieferten grafischen Vorlage.

Fliesen der NBK gemäß Prospektmappe aus dem Jahr 1977

Handgemalte Handformplättchen 85/85/10 mm

Handformplatten wurden in 145 x 145 mm und 200 x 200 mm für Tische, Theken und mit Zusatz von Korund in der Glasur für Bodenbeläge geliefert.

Handgemalte Wandfliesen 125/125/8 mm

Privatbesitz

Fliese aus der Serie ‚51- Sonderanfertigungen nach alten Mustern‘

Handgeformte Fliese 125 x 125 x 8 mm, Schrühbrand bei 1030 Grad, mit eingefärbter Zinnglasur überspritzt, mit Majolikafarben bemalt, Glasurbrand bei 1000 Grad.

Handgemalte Wandfliesen 125/125/8 mm

Handgemalte Wandfliesen 125/125/8 mm

Die Produktion von Fliesen im Format 125 x 125 mm wurde bei der NBK auf das in den Niederlanden übliche Format 130 x 130 mm umgestellt.

Privatbesitz

Rückseite der Fliese ‚EMMERICH‘

In Italien gestanzte und gebrannte Fliese im Format 130 x 130 x 7 mm + Noppen.
Bei der NBK mit eingefärbter Zinnglasur überspritzt und mit Kobaltfarbe nach alter Vorlage bemalt.

Handgemalte Fliesen – mit vielen beliebten Motiven aus den Niederlanden – nachempfunden bei der NBK am Niederrhein, einer der traditionsreichsten Landschaften für Töpfer und Ziegelbrenner

Motivserie 101 blau mit dem Eckmotiv ‚Spinne‘.
Format 130 x130 x 8 mm, Kanten nach hinten schräg geschnitten.

Privatbesitz

Fliesen der Motivserie 101 braun mit dem Eckmotiv ‚Spinne‘.
Format 130 x130 x 8 mm, Kanten nach hinten schräg geschnitten.

Privatbesitz

Teil der Motivserie 101 braun mit dem Eckmotiv ‚Spinne‘.

Handformfliese im Format 130 x130 x 8 mm, Rückseite glatt und ohne Stempel,
Kanten nach hinten schräg geschnitten.

Privatbesitz

Füllfliese der Motivserie 101 braun mit dem Eckmotiv ‚Spinne‘.

Privatbesitz

Reiterfliese im Format 130 x 130 x 7 mm.

Rückseite der Reiterfliese mit dem Stempel ‚Niederrheinische Baukeramik
Vrasselt über Emmerich‘.

Privatbesitz

Trommler im Format 130 x 130 x 7 mm.

Rückseite der Fliese mit dem Trommler und dem Stempel ‚Niederrheinische Baukeramik Vrasselt über Emmerich‘.

Privatbesitz

Handgeformte Fliese der NBK Vrasselt im Format 130 x 130 x 8 mm.
Schrühbrand bei 1030 Grad, mit eingefärbter Zinnglasur überspritzt und mit holländischem Motiv kobaltblau bemalt, Eckmotiv ‚Ochsenkopf‘, Glasurbrand bei 990 Grad.

Motivserie 100 dunkelblau mit dem Eckmotiv ‚Spinne‘.
Format 130 x130 x 8 mm, Kanten nach hinten schräg geschnitten.

Sonderanfertigungen:

Privatbesitz

Handformfliese 95 x 95 x 10 mm, Schrühbrand bei 1030 Grad, mit Korundglasur überspritzt, Glasurbrand bei 1040 Grad.
Die Beigabe von Korund machte die Glasur matt und widerstandsfähig gegen Abrieb.
Für Apotheken wurden Fliesen mit Kräutermotiven bemalt.

Privatbesitz

Gestanzte Fliese, 130 x 130 x 10 mm, Schrühbrand bei 1030 Grad,
Ober- und Unterseite mit Zinnglasur überspritzt, Jugendstilmotiv mit Majolikafarben gemalt und bei ca. 990 Grad gebrannt. Abschließend wurde noch eine Umrandung mit Glanzgold aufgebracht und bei 740 Grad gebrannt.
Diese Fliesen wurden von der NBK als ‚Untersetzer‘ verschenkt.

Rückseite des ‚Untersetzers‘. In der Mitte erkennt man das eingestanzte Emblem der NBK. Für die Standfestigkeit sorgen vier Noppen.
Die Fliesenmalerin Maria Migchelbrink setzte die Buchstaben MM auf die Rückseite des ‚Untersetzers‘.

Handgemalte Zierborden nach Delfter Art

Handgemalte Objekte
Neben der Vielzahl unterschiedlicher handgemalter Fliesen war die Niederrheinische Baukeramik Vrasselt bekannt für eine Vielzahl handgefertigter und handgemalter Objekte.

In roter Schrift sind damalige Verkaufspreise zuerkennen.

In roter Schrift sind damalige Verkaufspreise zu erkennen.

Handgeformte keramische Objekte

Danksagungen
Die Geschäftsleitung der NBK Keramik GmbH stellte mir das Bildmaterial eines Katalogs aus dem Jahr 1977 zur Verfügung. Frau Maria Migchelbrink schenkte mir sechs - von ihr - bemalte Fliesen, gab Informationen zu technischen Verfahren und zu ihrem ehemaligen Arbeitgeber Niederrheinische Baukeramik Gebr. Heimann Vrasselt. Jan Pluis überlies mir sieben Fotos. Mein Sohn Norbert überarbeitete und veröffentlichte den Bericht.