Wilhelm Joliet |
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Kuskowo (russisch Куско́во) ist ein bekanntes Architektur-Ensemble in der russischen Hauptstadt Moskau. Die heute denkmalgeschützte Anlage besteht aus einem klassizistischen Palast aus dem 18. Jahrhundert, einem Teich und einem Park mit einer Reihe markanter Bauwerke, darunter das Holländische Haus. Das Ensemble befindet sich im östlichen Bezirk der Stadt. Es wurde ein riesiges Areal des Anwesens der Scheremetews bebaut und in drei Teile gegliedert : den „zentralen“ Teil des Anwesens mit dem regulären Park, dem Palast und den Parkpavillons im Geiste verschiedener Kulturen und Nationen; und den englischen Landschaftspark „Guy“ mit dem Haus der Einsamkeit, der Porträtgalerie und dem Theater. Das Landgut gehörte den Scheremetjews bis 1917. Nach der Oktoberrevolution wurde es verstaatlicht und erhielt 1919 den Status eines Freilichtmuseums. 1938 wurde auch das staatliche Keramik-Kunstmuseum in den Kuskowoer Museumskomplex eingegliedert.
Grundlage für die Vorliebe holländischer Kultur in Russland Das Wirken Peters des Großen ist eng mit dem Namen Boris Petrowitsch Scheremetew verbunden, Vater des Gründers des Gutes Kuskowo, Peter Borissowitsch. Boris Petrowitsch war ein berühmter Begleiter des Zaren, ein erfahrener Diplomat und militärischer Führer, der als erster vom Zaren den Rang eines Feldmarschalls und den Grafentitel verliehen bekam.
Architektur-Ensemble
Pierre François Laurent (1739-1809), Hauptansicht des Kuskowo-Anwesens von der Seeseite aus dargestellt (ca. 1771). Tafel aus der Serie „Darstellung der Gebäude und des Gartens, genannt das Dorf Kouskawa, das Seiner Lordschaft Graf Peter Borissowitsch Scheremetew gehört.“
Bauherr
Holländisches Haus im Kuskowo-Ensemble
Die Darstellung des Holländischen Hauses ist in dem Album „Darstellung der Gebäude und des Gartens, genannt das Dorf Kuskova, das Seiner Lordschaft Graf Peter Borissowitsch Scheremetew gehört...“ enthalten, das Graf Peter Scheremetew 1771 bei den französischen Graveuren Pierre François Laurent und Pierre André Barabé in Auftrag gab. Die Blätter des Albums basieren auf Zeichnungen unbekannter russischer Künstler aus dem 18. Jahrhundert, die unter der Aufsicht von Michail Iwanowitsch Makhajew, einem Meister der Zeichnung von architektonischen Landschaften, ausgeführt wurden.
Das Holländische Haus ist Teil des Schloss- und Parkensembles, das im 18. Jahrhundert von Graf Pjotr Borissowitsch Scheremetew geschaffen wurde. Das Gebäude wurde von 1749 bis 1751 errichtet.
Küche Der Raum im Parterre hat die folgenden Maße: Breite = 4,07 m, Länge = 6,67 m,
Fliesen der Art Landschap op land, hoekmotief spin (Landschaft auf Land mit dem Eckmotiv Spinne DNT A.03.01.17) 1bedecken die Wände der Küche vom Boden bis zur Decke. Sie wurden in der Zeit zwischen 1750 und 1751 angesetzt.
Die Einzelfliesen mit kobaltblauer Bemalung zeigen typisch holländische Landschaften, Personen und Tiere. Fliesenmaler entnahmen ihre Motive reichlich vorhandenen Stichen und Drucken. Die Fliesen bilden aneinander gereiht optisch markante Streifen. Sie lassen den Raum weiter erscheinen.
An der linken Wand hängt ein hölzerner Brotkasten aus der französischen Provence und dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts. In und auf der Vitrine werden kostbare Teller und Vasen zur Schau gestellt.
In der Vitrine stehen und liegen Keramiken unterschiedlicher Provenienz.
Detailbereich über der Vitrine.
An der Kopfwand ist der ehemalige Feuerraum eines offenen Kamins zu sehen.
Auf dem unteren Teil der Fliesenwand erkennt man die Mehrfachverwendung von Motiven, zum Beispiel das Taubenhaus.
Beispiele unterschiedlicher Motive op land mit dem Eckmotiv spin
Buffet Dieser Raum ist 1,83 Meter breit, 3,74 Meter lang und 3,34 Meter hoch. Er diente laut Inventar im 18. Jahrhundert zur Aufbewahrung und Präsentation von wertvollem Porzellan, Töpfer- und Glaswaren.
Leider wurden die Fliesenbekleidungen im Buffet bei Durchfeuchtungen stark beeinträchtigt. Im Mauerwerk aufgestiegene Salzlösungen drückten bei ihrer Kristallisation Glasur von den Scherben ab und blühten in Fugen und auf freigelegten Scherben pulvrig aus. In größeren Teilbereichen wurden Fliesen sogar komplett vom Mauerwerk beziehungsweise vom Mörtelbett abgeschert. Es gibt in den oberen Wandbereichen zusätzlich Schäden durch Setzungen des Mauerwerks. Im Bild zeigt eine aufklaffende Fuge diesen Schaden. Die Fliesenbekleidungen warten auf eine grundlegende Restaurierung.
Detailbereich der Wandfläche über der Tür.
Weiterer Detailbereich über der Tür im Raum Buffet.
In diesem Wandfeld wurden Fliesen mit den unterschiedlichen Eckmotiven Nelke und Ochsenkopf in zeitversetzten Abständen angesetzt.
Dessertzimmer Der Raum hat die folgenden Maße: Breite = 1,84 m, Länge = 3,74 m, Höhe = 3,62 m.
Blick in das kleine Dessertzimmer.
Obwohl sich im Dessertzimmer derzeit ein gedeckter Tisch und das von einem unbekannten russischen Künstler des 18. Jahrhunderts auf Holz gemalte beschnittene Bild einer Dame befinden, wurde der Raum laut Inventar im 18. Jahrhundert zur Aufbewahrung und Präsentation von wertvollem Porzellan, Töpfer- und Glaswaren genutzt.
Die Wandbekleidungen des Dessertzimmers wurden vom Boden bis zur Decke aus Fliesen erbracht, die den Anschein von Porzellan vermittelten.
Fliese im Format 130 x 130 x 8 mm. Das kobaltblaue Motiv füllt den doppelten Kreis, der die komplette Fläche dieser zinnglasierten Fliese bedeckt. Markant ist das manganfarben gemalte Eckmotiv der Nelke. Diese Fliesen sind typisch für den Produktionsort Amsterdam. In Buffet und Dessertzimmer gibt es zusammen 44 Dekore, die Dekoren auf Fliesen in Schloss Bothmer in der mecklenburg-vorpommerschen Stadt Klütz (2) entsprechen. Hier einige Beispiele:
Auch im Barockhaus in Grimma / Sachsen (3) gibt es entsprechende Amsterdamer Fliesen.
Besonderheit
Daifilo und Granida sind die Namen der Protagonisten eines niederländischen Pastoraldramas von Pieter Cornelisz Hooft. Die Geschichte wurde im 17. Jahrhundert häufig aufgeführt und inspirierte viele Künstler. Granida ist eine persische Prinzessin, die sich auf der Jagd verirrt und auf den Hirten Daifilo trifft. Daifilo bietet Granida Wasser in einer Muschel an und verliebt sich in sie.
Saal 1774 kamen noch 6000 Fliesen aus Amsterdam über den Händler Oldekop nach Kuskowo. Mit ihnen wurde der Saal dekoriert.
Die Fliesenbekleidungen des Saals in der ersten Etage des Holländischen Hauses sind weitestgehend unversehrt. Es dominiert die Dekorfliese Diagonaal decor met hoekmotieven; het grootste hoekmotief vormt het centrale motief van de vier tegels (Diagonaldekor mit Eckmotiven. Das größte Eckmotiv formt das Zentralmotiv von vier Fliesen DNT A.01.05.44) (1).
Dekorfliese DNT A.01.05.44 im Format 130 x 130 x 8 mm. Bei den weißen Feldern handelt es sich um Ergebnisse der Ausspartechnik. Hier wurden Teilbereiche der Fayenceglasur nicht bemalt. Dies ist besonders im großen Eckmotiv zu sehen.
Die Zusammenstellung von vier x vier = sechszehn Fliesen bringt das kleinere Eckmotiv zur Geltung.
Die Wandflächen wurden geschickt durch Einarbeitung von randen - verticaal en horizontaal symmetrisch (Randfliesen, vertikal und horizontal DNT A.14.03) aufgelockert. Auch in diesem Raum gibt es neben Ölgemälden Teile der Fayence- und Porzellansammlung.
Neben edlem Mobiliar, Ölgemälden und Porzellane ziert diese Fayenceplatte den Saal auf der ersten Etage vom Holländischen Haus.
Signaturen auf der Rückseite der Fayenceplatte. HL steht für Harlees, den Besitzer Werkstatt „De Porceleyne Fles“. Nach der Zunftordnung von 1654 mussten bei einer Arbeitsprobe ein Siruptopf, eine Salatplatte und ein runder, innen hohler Salzstreuer aus einem Stück, zur Erlangung der Meisterwürde gefertigt werden. Dirck Harlees legte diese Prüfung 1795 ab.
Eine Besonderheit stellt die Kombination von blauen und manganfarbenen Randfliesen dar.
Die Fensterbank wurde im Gegensatz zu den Fensterlaibungen mit Fliesen bekleidet.
Über dem Fenster und zwischen den Deckenbalken sind Fliesen der Arten Landschap in achtkant op gesprenkeld fond met hoekmotief uitgespaarde anjer (Landschaft im Achteck auf gesprenkeltem Grund mit dem ausgesparten Eckmotiv Nelke DNT A.03.03.07) (1) und Landschap in achtkant op gesprenkeld fond met hoekmotief uitgespaarde kwartrozet (Landschaft im Achteck auf gesprenkeltem Grund mit dem ausgesparten Eckmotiv Viertelrosette DNT A.03.03.09) (1) angesetzt.
Detailbereich zwischen Deckenbalken. Bei Fliesen des Dekors „Landschaft im Achteck auf gesprenkeltem Grund“ legte man auf die mit Zinnglasur bedeckte Fliese eine Zinkschablone, die das achteckige Mittelfeld und die vier Nelken als Eckornamente abdeckte.
Durch Reiben mit einem Messer über eine mit manganfarbener Glasur getränkten Bürste wurde die Glasur auf die freiliegende Zinnglasur aufgespritzt.
Auf diesem Foto kann man sehr schön die etwas unterschiedlichen Ausführungen gleicher Motive sehen. Besonders die Wolken differieren in der Art der Bemalung.
Fliesen der Art Landschap in achtkant op gesprenkeld fond Im Saal gibt es über Fenster und zwischen Deckenbalken zweihundertfünf Fliesen beziehungsweise Teilstücke von Fliesen dieser Art. Unbeschädigte Fliesen mit dem Eckmotiv anjer:
Unbeschädigte Fliesen mit dem Eckmotiv uitgespaarde kwartrozet:
Das Holländische Haus in Kuskowo ist ein einzigartiges Objekt, das die ursprüngliche Fliesendekoration aus dem 18. Jahrhundert bewahrt hat. Es wurde zwischen 1749 und 1751 zur Erinnerung an die Ära Peters des Großen und seine Leidenschaft für Holland erbaut. 1 Jan Pluis, DNT De Nederlandse tegel, decors en benamingen 1570 – 1930, Leiden 2013
Fotonachweis Benutzte Literatur Danksagung
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