Keramisches Wandbild am Giebel
des Finanzministeriums in Dresden

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Finanzministerium vom Brühlschen Garten über die Elbe gesehen

 

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Das Gebäude am Neustädter Elbufer wurde in den Jahren 1890 bis 1896 im Stil der Neorenaissance für das sächsische Finanzministerium erbaut. Architekten waren Otto Wanckel und Ottomar Reichelt.
In der Zeit der Deutschen Demokratischen Republik beherbergte das Gebäude die Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei und die Ingenieurschule für Geodäsie und Kartographie.

 

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Keramisches Wandbild am Giebel des Finanzministeriums in Dresden

 

Der Kunstmaler Anton Dietrich (*27. Mai 1833 in Meißen - + 04. August 1904 in Leipzig) schuf das Wandbild am Giebel der Elbseite 1896 in der Kunstmalerwerkstatt der Firma Villeroy & Boch Dresden.
Möglich geworden war die keramische Bemalung von Fliesen für der Witterung ausgesetzte Wandflächen durch von Albert Hoffmann bei Villeroy & Boch Dresden entwickelte Glasurmassen.
Der am 01. Januar 1856 in Saarbrücken geborene Albert Hoffmann erhielt seine erste Anstellung als Chemiker 1879 in der Fabrik von Villeroy & Boch Dresden. Sein Vater war seit 1865 Betriebsleiter der Firma. Die von Albert Hoffmann entwickelten Glasuren sorgten für Aufsehen und verhalfen der Dresdener Fabrik zur Festigung ihres Ansehens als ‚Institution künstlerisch-keramischen Schaffens’. Am 17. März 1902 erfolgte durch René van Boch Hoffmann’s Ernennung zum Direktor des Werkes von Villeroy & Boch in Wallerfangen.

 

Das Wandbild am Giebel des Finanzministeriums zeigt die Saxonia, aufgestützt auf den sächsischen Wappenschild, beim Geldeinnehmen und Geldausgeben.
Steuereinnahmen fließen aus Bergbau, Land- und Forstwirtschaft. Die allegorische Figur mit dem ausgeschütteten Füllhorn steht der allegorischen Figur mit dem Staatshaushalt gegenüber. Geld wird für Verwaltungsgebäude, Brücken und Verkehr ausgegeben.

 

Das Finanzministerium wurde 1945 während der Bombardierung Dresdens weitgehend zerstört. Der Giebel zum Elbufer und damit das keramische Giebelbild blieben stark beschädigt erhalten. Schon 1950 begannen Wiederaufbauarbeiten. Seit 1990 ist das Gebäude wieder Sitz des Finanzministeriums des Freistaates Sachsen.

 

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Fliese mit verschmutzter Oberfläche

 

Das keramische Wandbild wurde 1995 vom Restaurator und Dipl. Designer Klaus-Peter Dyroff aus Schmiedeberg in Sachsen und seinen Mitarbeitern restauriert.
Die Schadenserfassung ergab, dass von 1.545 Fliesen 24 Fliesen Beschädigungen durch Beschuss und 36 Fliesen Abplatzungen von Kanten aufwiesen. 19 Fliesen wiesen Risse auf. Bei 57 Fliesen wurde festgestellt, dass diese keine ausreichende Haftung mehr am Mörtelbett und dieses wiederum keine ausreichende Haftung am tragenden Untergrund hatten.
Alle 1.545 Fliesen waren vor allem durch die Kriegseinwirkungen so von einer Schmutzschicht überzogen, dass die bildnerischen Darstellungen kaum mehr zu erkennen waren.
Bild 04 zeigt als Beispiel eine Fliese mit durchschnittlich verschmutzter Oberfläche, die in ein Dresdener Prüflabor eingeliefert wurde, um eine Reinigungsmöglichkeit herauszufinden.
Versuche mit fettlösenden Mitteln hatten versagt. Mechanische Unterstützung der Reinigung schied wegen möglicher Schädigung von Goldanteilen der Glasuren aus.
Vom Institut wurde eine Reinigungsmöglichkeit entwickelt und von Herrn Dyroff und seinen Mitarbeitern an Ort und Stelle praktiziert. Die Reinigungslösungen wurden in einer Konstruktion – ähnlich einer Dachrinne – aufgefangen und in Auffangbehälter eingeleitet.

 

Die folgenden Bilder zeigen das keramische Wandgemälde, beziehungsweise Details der Fläche, während und nach der Reinigung.
Fehlstellen an 24 durch Beschuss geschädigten Fliesen wurden nach gründlicher Reinigung verfüllt und farblich angeglichen, in gleicher Weise Abplatzungen an 36 Fliesen beigearbeitet. 19 gerissene Fliesen wurden vom Mörtelbett gelöst, verklebt, farblich beigearbeitet und anschließend mit Mörtel an gleicher Stelle wieder angesetzt.
Die Hohlbereiche hinter 57 Fliesen verfüllte man mittels Injektionen.

 

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Das keramische Wandbild nach erfolgter Restaurierung

 

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Ein Bergmann untertage

 

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Links ein Förster, der Land- und Forstwirtschaft repräsentiert, rechts eine Dame mit Füllhorn. Im oberen Bereich war die Reinigung noch nicht abgeschlossen. Reste der Verschmutzung liegen noch auf der Glasur.

 

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An der Hutkrempe des Försters ist eine Beschädigung durch Beschuss zu erkennen.

 

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Dieses Bild zeigt den Gewehrkolben des Försters und Fliesen in unterschiedliche Stadien der Reinigung.

 

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Steuereinnahmen brachten dem Land Sachsen nicht nur reiche Geldquellen, sondern auch Reparationszahlungen aus Frankreich nach dem deutsch-französischen Krieg 1870-1871.

 

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Die Saxonia als zentrale Person im Wandbild.

 

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Ausdrucksstark ist die Darstellung des Kopfes der Dame mit dem Füllhorn und ganz auf Wirkung auf einen Betrachter aus der Ferne – zum Beispiel vom anderen Elbufer - ausgerichtet.


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Markant sind die Streifen auf dem goldfarbenen Grund der keramischen Wandfläche.
Die letzte Phase der Reinigung ist zu diesem Zeitpunkt im Detailbereich noch nicht abgeschlossen.

 

 

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In Teilbereichen war es erforderlich, gerissene Fliesen und Fliesen ohne ausreichende Haftung am Mörtelbett aus dem Verbund zu lösen. Die Fugen wurden mittels Spezialschneider geöffnet und die Fliese danach mit dem Saugheber aus der Wandfläche genommen.

 

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Saxonia, auf den sächsischen Wappenschild gestützt, wendet sich einer Dame zu,
die den Staatshaushalt präsentiert.

 

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Das Bild zeigt den Bereich neben dem gekrönten Haupt der Saxonia nach verschiedenen Reinigungsschritten.

 

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Im oberen rechten Bereich ist noch der angetroffene Verschmutzungsgrad zu erkennen.
Im Haupthaar der Saxonia sieht man eine Beschädigung der Fliese durch Beschuss.

 

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Nach jedem Reinigungsschritt kam die Schönheit der Fliesenmalerei mehr zur Geltung.

 

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Die alte Leuchtkraft der Glasurfarben ist fast wiederhergestellt.

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Wer mag dem Maler Anton Dietrich für die Saxonia Modell gestanden haben?

 

 

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Im Staatshaushalt waren Gelder zum Beispiel für Verwaltungsgebäude, Brücken und Verkehr zur Verfügung zu stellen.

 

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Dieses Detail des keramischen Wandbildes zeigt wahrscheinlich Otto Wanckel
mit einem Modell des Dresdener Finanzministeriums.

 

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Das Modell entspricht – wie man sieht - genau dem ausgeführten Gebäude.

 

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Den Abschluss des Wandbildes bildet die allegorische Darstellung des aufkommenden Schienenverkehrs.

 

 

Bildnachweis:
Dr. Uwe Miersch, 01920 Oßling
01, 02, 23
Wolfgang Simon, 01309 Dresden
03, 08, 09, 11-13
Klaus-Peter Dyroff, 01762 Schmiedeberg
04-07, 10, 14-22, 24

http://www.dresden-und-sachsen.de

http://www.mosaikkunst.de