Fliesen aus der gräflich Oettingen-
Wallersteinischen Fayencemanufaktur
in Oettingen-Tiergarten

Im Kunstgewerbe des 18. Jahrhunderts nimmt die Keramik ohne Zweifel eine bedeutende – vielleicht sogar die erste – Stelle ein.
Porzellan aus China war schon lange begehrt und fand nach der Gründung der ersten europäischen Porzellanmanufaktur auf der Albrechtsburg zu Meißen im Jahr 1710 einen noch größeren Interessentenkreis.
Zur Gründung neuer Fabrikationsstätten trugen zahlreiche Personen bei, die sich die Kenntnis der Herstellung von Porzellan erworben hatten oder es vorgaben um an Fürstenhöfen die Gründung einer neuen Manufaktur zu betreiben. Sie versprachen den Fürsten hohe Gewinne und sich selbst reiche Verdienste als Leiter oder Direktoren der ‚Porcellaine-Fabrique’.
Was verwundert es dann, dass Fayencemanufakturen sich den Trend zu Nutze machten. Ihre Produkte ähnelten zumindest auf den ersten Blick dem kostbaren Porzellan.
Einem wandernden Kunsthandwerker verdankt auch die ehemalige gräflich Oettingen-Wallersteinische ‚Porcellaine-Fabrique’ ihre Entstehung.
Bei der gräflichen Regierung und Rentkammer in Oettingen erschien im Mai 1735 der gewesene Porzellandreher der Porzellan-(richtiger Fayence-) Fabrik Ansbach Jeremias Pietsch. Er tat die Anzeige „wie mit sonderbarem Nutzen und Vorteil ganz füglich und wohl eine Porcellaine-Fabrique allhier aufgerichtet werden könnte.“
Das Angebot des Jeremias Pietsch fand Anklang bei dem als Landesregent eingesetzten Kanzler Friedrich Theobald Sahler. Anton Karl, Graf zu Oettingen-Wallerstein (1679-1738), hatte als kaiserlicher  Geheimrat fast ständig seinen Wohnsitz in Wien. Die Gründung der Manufaktur Oettingen-Tiergarten erfolgte noch im Mai 1735 durch Graf Anton Karl. Zweck der Gründung war es, den Geldabfluss aus seinem Herrschaftsbereich für die Einfuhr von Zier- und Gebrauchskeramik aus den benachbarten Manufakturen (Ansbach, gegründet 1710, Nürnberg 1712, Bayreuth 1714, Crailsheim um 1720), sowie aus Hanau (1661) und Straßburg (1709) zu unterbinden und darüber hinaus neue Absatzmärkte zu erschließen.
Am 20. Mai 1735 wurde im Auftrag des Grafen mit Jeremias Pietsch und dem Oettinger Bürger und Hafner Heinrich Tobias Michael Kern ein Vertrag geschlossen. Am Montag, 23. Mai 1735 sollte schon mit den Arbeiten begonnen werden. Mit den bei der Ansbacher Fabrik beschäftigten Malern Johann Michael Schnell und Johann Hermann Meyer wurde am 20. Juni 1735 über einen Wechsel nach Oettingen verhandelt und am 18. Juli 1735 wurden die Arbeitsverträge geschlossen. Pietsch, Schnell und Mayer verließen aber schon am 26. Dezember 1735 Oettingen heimlich. Es erfolgte ein häufiger Wechsel des Personals der Werkstatt unter Leitung des Hafners Heinrich Tobias Kern.
Am 21. April 1737 erfolgte der Umzug der Manufaktur von Oettingen nach Tiergarten.
Bei Eröffnung der Manufaktur in Tiergarten war folgendes Personal vorhanden: Hafner Kern als Glasierer und Brenner, Maler Rössel und fünf Malerjungen (Sperl, Gottfried Leinfelder, Müller, Fiechtmeyer und Biegel), die Dreher Stegmann, Hermann und Dietel und der Dreherjunge Eberhard Leinfelder, ferner der Gockenmacher Jörg Michael Zink, der Glasurmüller Balthasar Rohringer nebst seinem Sohn und vier nicht namentlich genannten Tagelöhner. Gearbeitet wurde im Sommer von 5 Uhr morgens bis 6 Uhr abends mit einer Frühstückspause von 8 bis 9 Uhr und einer Mittagspause von 12 bis 1 Uhr. Im Winter dauerte die Arbeitszeit von 6 Uhr morgens bis 7 Uhr abends bei gleichen Pausenzeiten.
Am 2. Februar 1738 wurde der Blaumaler Jacob Galland eingestellt, am 23. März 1738 der Blaumaler Philipp Nicolaus Ripp und im Oktober 1738 der Blaumaler Georg Friedrich Grebner.
Nicht auf Rechnung der Sozietät, sondern auf spezielle Bestellung und eigene Kosten des Grafen Johann Karl Friedrich zu Oettingen-Wallerstein wurden im Juli und August 1739 die Fliesen für vier Räume im fürstlichen Schloss zu Hohenaltheim hergestellt. Die Fliesen wurden von dem Hafner Heinrich Tobias Kern angefertigt und von den Blaumalern Jakob Galland und Philipp Nikolaus Ripp nach Vorlagen, die ihnen der Bauinspektor Johann Georg Conradi lieferte, außerhalb der ordentlichen Arbeitsstunden gegen eine Vergütung von 2 kr. pro Stück bemalt. Dies war eine geringe Bezahlung, wenn man bedenkt, dass im sogenannten ‚Sturzprotokoll’ (Inventurverzeichnis) von 1740 fünfmäßige, birnförmige Krüge mit 45 kr. verzeichnet sind.
Die Fliesen zeigen Landschaften, Blumen, Vögel, Haustiere, Jagdszenen, Chinoiserien und Fabeltiere in Blaumalerei.
Die Motive sind auch von anderen fränkischen und besonders von Oettinger Fayencen bekannt. Ungewöhnlich sind die grotesken Fabeltiere.


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Die Fliesen wurden von Stuckateuren angesetzt und in den Stuck eingebunden. Baurechnungen nennen folgende Kunsthandwerker, die für das Ansetzen der Fliesen in Frage kommen:
1738-1740                        Leonhard Wechs, Stukkator
1738-1742 und 1751       Conrad Lehner, Stukkator
1739-1743 und 1754       Joh. Bühler zu Harburg, Stukkator

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Die Fliesen haben bräunliche Scherben.
Dies sieht man in Teilbereichen der keramischen Wandbekleidungen,
in denen Spannungen Glasurabsprengungen verursachten.

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Die Maße der Fliesen sind unterschiedlich und variieren in der Höhe von 140 bis 145 mm und in der Breite von 145 bis 150 mm. Bis zu 5 mm breite Fugen gleichen Ebenheits- und Maßtoleranzen der Fliesen aus. Die ist besonders auf Bild 13 an der Fliese mit der Darstellung eines Jägers gut zu erkennen.

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Auffällig sind die starken Farbtonunterschiede der Glasur und vor allem der Blaumalerei.

 

 

Landschaften

           
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Blumen

           
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Vögel

           
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Haustiere

           
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Jagd

           
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Chinoiserien

           
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Fabeltiere

           
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* Schloss Hohenaltheim wird von der fürstlichen Familie von Oettingen-Wallerstein bewohnt und ist darum der Öffentlichkeit nicht zugänglich.

 

 

Fliesen im Oettinger Schloss und im Heimatmuseum Oettingen

Siegfried Stahl veröffentlichte in seinem Buch ‚Deutsche Fliesen’ (Braunschweig 1977) auf den Seiten 269 und 270 12 Fliesen, die er im Oettinger Schloss fotografierte.

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Diese vier Fliesen liegen als Leihgaben im Heimatmuseum Oettingen.

 

Frau Dr. Petra Ostenrieder, Leiterin des Heimatmuseums Oettingen, veröffentlichte in der Schriftenreihe des Heimatvereins Oettingen e.V., Heft 10 / 2005, einen Bericht über den Oettinger Hafner Heinrich Tobias Michael Kern. Mit ihrer Genehmigung gebe ich diesen Bericht wieder.

Heinrich Tobias Michael Kern
- aus dem Leben eines Oettingers vor 270 Jahren
Ein Oettinger war ganz am Anfang mit dabei, als der ehemalige Ansbachische Porzellandreher Jeremias Pitsch im Mai 1735 der gräflichen Regierung, konkret dem Kanzler Friedrich Theobald Sahler, vorschlug, eine „Porcellain-Fabrique" zu errichten.
Dem Oettinger Hafner Heinrich Tobias Michael Kern oblag u.a. das Brennen und der Verkauf der Ware. Während Pitsch sich verpflichtete, „gute glatte Arbeit an Geschirr" zu liefern, d.h. Gefäße zu drehen, stellte Kern seine Werkstatt zur Verfügung. Darin eingeschlossen war auch die Unterbringung von Pitsch, später auch die weiterer Mitarbeiter.
Im Jahr 1700 geboren, gehörte der gerade 35-jährige Oettinger Hafnermeister Heinrich Tobias Michael Kern einer alteingesessenen Hafnerdynastie an.
Schon sein Ururgroßvater Joachim (bis ca. 1630) hatte eine Werkstatt innerhalb der Stadtmauer, in der Manggasse. Die folgende Generation, sein Urgroßvater Melchior (1585 - 1639) lebte und arbeitete in der sogenannten Unteren Vorstadt in der Hadergasse. Diese Werkstatt übernahm zunächst der Großvater Georg (1616 - 1688). Nach dem 30-jährigen Krieg verlegte der seinen Betrieb in die Nähe des unteren äußeren Tores. Dessen Sohn Georg (1646 - ca. 1702) übernahm gemeinsam mit seinem Schwager um 1691 das Anwesen, samt Werkstatt.
Hier wuchs Heinrich Tobias Michael Kern auf. Er war als fünftes von insgesamt sechs Kindern im März 1700 geboren. Seinen Vater Georg Kern lernte er nicht kennen, der starb bereits als sein Sohn noch keine zwei Jahre alt war. Seine drei Vornamen verdankte der Sprössling seinen drei Paten, dem Färbermeister Johann Heinrich Fürnrohr, dem Goldschmied Tobias Müller und dem Sattler Michael Ohmann. Schon diese Kontakte zeigen, dass die Familie Kern in den etablierten Handwerkerkreisen der Stadt verkehrte. Sicher bestanden, auch weiterhin Kontakte zur Verwandtschaft in der Hadergasse, wo die Hafnerwerkstatt 1701 von Johann Kern auf Johann Leonhard Kern übergegangen war.
Wo Heinrich Tobias Michael Kern seine Lehre absolvierte, ist nicht bekannt, vielleicht im von seinem Bruder geführten elterlichen Betrieb oder bei seiner Verwandtschaft in der Hadergasse? Der frühe Tod seines älteren Bruders Johann Michael, der starb mit nur 25 Jahren 1719 (an Schwindsucht und einem bösen Fuß infolge eines Hundebisses) machte die schnelle Werkstattübernahme möglich und nötig: 1725 erwarb Tobias Michael Kern das Oettinger Bürgerrecht. Damit war er nun auch offiziell berechtigt, die elterliche Werkstatt zu führen.
Während sein Vater erst 1694 im fortgeschrittenem Alter mit 45 Jahren geheiratet hatte, verheiratete sich Heinrich Tobias Michael im Jahr 1722 sehr jung mit noch nicht ganz 22 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt waren seine drei Brüder bereits gestorben, eine seiner beiden Schwestern heiratete 1724 einen Berufskollegen, den Hafner Johann Georg Biegel, der die zweite Oettinger Hafnerwerkstatt übernahm.
Die junge Hafnerfamilie wuchs rasch. Zwischen 1722 und 1735 wurden elf Kinder des Ehepaars Heinrich Tobias Michael und Maria Magdalena Kern getauft. Von diesen elf Kindern starben sechs bereits im Kleinkindalter. Die Paten bei dieser jungen Familie stammten zunächst aus der nächsten Nachbarschaft so stand die Gärtnerfamilie Beyhl von nebenan bei fast allen Taufen Pate.
Interessant und folgenreich waren 1728 und 1730 die Kontakte nach Ansbach: 1728 war Maria Sabina Hahn., die „Glasurmüllerin" aus der „Fabrik zu Ansbach", Patin, zwei Jahre später vermutlich ihr Mann Johann Andreas, der als „brandenburg-ansbachischer Bürger und Wirt und Glasurmüller der Porzellanfabrik Ansbach notiert wurde.
Weniger erfolgreich scheinen die wirtschaftlichen Umstände gewesen zu sein. In dem Stadtrechnungsbuch von 1735 ist Kern als Steuerzahler in der Unteren Vorstadt aufgelistet, mit über 14 Gulden. Steuerschulden.
Diese Last bremste die Unternehmungslust des jungen Hafners offensichtlich nicht. Vermutlich erhoffte er sich von der Etablierung einer Fayence-Manufaktur in seinem Haus die Sanierung seiner Finanzen. Vertraglich waren ihm wöchentlich 10 Gulden zugesichert, für das Herrichten der Erder für Holz und Glasur und das Brennen. Seine finanzielle Lage wendete sich jedoch in den folgenden Jahren nicht zum Besseren: 1736 beklagte er sein ausstehendes Gehalt. Wegen der Schulden seien ihm Neuanschaffungen nicht möglich. Trotz alledem hatten beträchtliche Erweiterungen der Brennkapazität stattgefunden. Der Brennofen im Garten war zweimal vergrößert worden.
Kerns Beschwerde erlaubt einen Einblick in die sehr familiären Verhältnisse der Oettinger Manufaktur: Zwei Porzellanmaler waren bei ihm im Haus, für sie musste er (zu seinem Unwillen) ein eigenes Zimmer heizen. Zudem war laut Vereinbarung der Dreher Pitsch bei ihm untergebracht.
Nach 1737, dem Umzug des Betriebs und der gesamten Familie Kern nach Tiergarten, fungierte Kern zusätzlich zu seinen Aufgaben als Glasierer und Brenner auch als „Wirt". Ihm oblag die Führung der Wirtschaft mit Bier- und Weinkeller. Laut Pachtvertrag durfte er zudem vier Stück Rindvieh und drei bisvier Pferde weiden lassen.
Einen interessanten Einblick in die Verhältnisse in dem doch sehr abgelegenen und von den herrschaftlichen Amtsträgern in Oettingen oder Wallerstein kaum kontrollierbaren Betrieb mit einer anscheinend etwas lockeren Arbeits- und allgemeinen Moral gewähren erhaltene Schreiben.
Der Heroldinger Pfarrer Johann Heinrich Knörr beschwerte sich schriftlich bei Graf Johann Friedrich, dem Sohn und Nachfolger von Graf Anton Carl, „wie sünd- und mithin auch höchstärgerlich es bey der herrschaftlichen Porcellain-Fabrique in dem Thier-Garten es eine geraume Zeit her zugehe ..." Unter anderem führte er die Kern'schen Verfehlungen auf: Die Magd des Hafners Kern sei von diesem schwanger und auch der Frau Kern werde ein Verhältnis mit dem Hafnergesellen Kaspar Hüller nachgesagt - den sie im übrigen Jahre später, nach dem Tod ihres Gatten, heiratete. Auch beruflich bekam Kern Ärger. Anlässlich eines misslungenen Brands im Dezember 1739 wurde von ihm als verantwortlichen Glasierer und Brenner für den Schaden Regress gefordert. Der darüber verfasste Bericht enthält wenig Schmeichelhaftes über Kern, er wird als „Wortmacher", was wohl so etwas wie Maulheld heißen soll, bezeichnet.
Und dennoch akzeptierte man ihn als neuen Pächter: Am 2.1.1740 übernahm Kern die Fabrik in Tiergarten für drei Jahre. Sein halbes Oettinger Haus stellte er als Sicherheit für den in bar gewährten Vorschuss von 400 Gulden. Die Qualität der produzierten Ware ließ zu wünschen übrig, bemängelt wurden die dünne und schlechte Glasur und Haarrisse. Die Glasur soll sogar abgefallen sein, Ausschussware „Pofel“ wurde produziert. Schriftlich tauschten Kanzler Sahler und Kern im Mai 1740 Anschuldigungen und Rechtfertigungen aus.
Kern versuchte anscheinend seine akuten Geldprobleme durch Handelsgeschäfte aller Art zu lindern. Sie waren sicher Hintergrund dafür, dass er „einen bei ihm pernotierten Porzellanträger wegen seiner Länge den preußischen Werbern verhandeln" wollte. Das trug ihm weiteren Ärger und eine Geldstrafe ein.
Im Sommer 1740 floh Kern nach Donauwörth, er soll wegen eines zweiten begangenen Ehebruchs entwichen sein, unter Zurücklassung der Familie und der Schulden. Mit ihm ging der Maler Georg Friedrich Grebner. Zuvor hatte er mit ihm mehrere aktenkundig gewordene Auseinandersetzungen gehabt, noch im April hatte er ihn als einen rechten „Rebellen" der Aufhetzung und Bespitzelung bezichtigt. Nun wollten sie gemeinsam in Donauwörth eine neue Manufaktur betreiben. Kerns Ansuchen an den Donauwörther Rat und die kurfürstliche Hofkammer in München wurde positiv beschieden und die Arbeit in der Donauwörther Manufaktur aufgenommen.
In der bayerischen Stadt Donauwörth trat Kern zum Katholizismus über. Der Hintergrund scheint jedoch weniger eine moralische Läuterung als vielmehr ein sehr weltlicher Beweggrund gewesen zu sein, „denn wann einer zu Donauwörth seine Religion changirt, der selbige nicht arretirt oder ausgeliefert werden dörffe".
Die Kern'sche Taktik jedenfalls war aufgegangen: Ein oettingisches Auslieferungsgesuch wurde vom Donauwörther Rat abgelehnt, statt dessen eine Aufstellung der Kern'schen Schulden (über 1600 fl) gefordert. Im Jahr 1741 tauchte Kern nochmals im Oettingischen auf. Zur Regelung seiner privaten Angelegenheiten war ihm freies Geleit zugesichert worden.
Sein Bleiben in Donauwörth war von kurzer Dauer. Mit einigen anderen verlies er 1742 die Stadt, um nach Fulda zu gehen. Kerns Spuren verlieren sich, er scheint früh gestorben zu sein: Zwischen 1745 und 1750 heiratete die „Witwe Kern" den Hafner Hüller, der zuvor schon in der Oettinger Werkstatt tätig war. Die Hafnerdynastie Kern fand mit Heinrich Tobias Sohn Johann Heinrich (gestorben 1762) ein Ende. In dem Haus, in dem 1735 die Fayenceproduktion begonnen hatte, bestand bis 1777 weiterhin eine Hafnerwerkstatt.

 

Quellen:
Fürstl. Öttingen Wallersteinisches Archiv, Wallerstein AAIII. 16.6d, TI.7.23 und II.3.5.

 

Literatur:
Bayer, Adolf, Oettinger Fayencen 1735 – 1741 in: KERAMOS 19, 1963, S. 3-21

Diemand, Anton: Die Oettingische Porzellan- bzw. Fayencefabrik in Oettingen-Schrattenhofen in: Keramische Monatshefte, V. Jahrgang (1905), Hefte VII und VIII

Diemand, Anton: Die Fayencefabriken im Gebiet der ehemaligen Grafschaft Oettingen in: 12. Jahrbuch des Historischen Vereins für Nördlingen und Umgebung, Nördlingen 1928

Grober, K.- Hörn, A.: Die Kunstdenkmäler von Bayern, Schwaben, I Bezirksamt Nördlingen, München 1938

Grünenwald, Elisabeth: Zur Geschichte der Fayencefabriken in Oettingen und Tiergarten und in Schrattenhofen
in: Wallersteiner Brauereikalender 1974

Grünenwald, Elisabeth: Fayencekunst im Ries in: Dokumentation Band 2, Rieser Kulturtage 1978

Grünenwald, Elisabeth: Fayencen aus dem Ries in: Dokumentation Band 6.1, Rieser Kulturtage 1986

Grünenwald, Elisabeth: Die Fayencemanufakturen im Ries in Oettingen, in Tiergarten bei Schrattenhofen und in Schrattenhofen in: KERAMOS, Heft 124, Juli 1989

Joliet, Wilhelm: Die Geschichte der Fliese, Köln 1996

Ostenrieder, Petra: Zur Geschichte der Hafner in Oettingen in: Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege 58, München 1993, S. 231-238

Ostenrieder, Petra: Fayencen – Zur Geschichte der Manufakturen in Oettingen – Tiergarten – Schrattenhofen
Schriftenreihe des Heimatvereins Oettingen e.V., Heft 10 / 2005

Stahl, Siegfried: Deutsche Fliesen, Braunschweig 1977, Abb. 41, 42, 245, 246, 249, 250


Link:

http://www.heimatmuseum-oettingen.de