Palácio dos Marqueses de Fronteira

Teil 5 - Galerie der Künste -

 

 

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Ansicht des Palastes vom Garten

Palácio dos Marqueses de Fronteira ist ein Palast im Lissaboner Stadtteil São Domingos de Benfica, am Largo de São Domingos de Benfica, unterhalb der Serra de Monsanto. Er wurde zwischen 1650 und 1675 durch Dom João de Mascarenhas, zweiter Conde de Torre und erster Marquês de Fronteira, im italienischen Stil erbaut. Die Anlage besteht bis heute in unveränderter Form.

Sie gilt als bedeutendes Beispiel portugiesischer Renaissancearchitektur und ist einer von wenigen Palästen, die das Erdbeben von Lissabon 1755 unbeschadet überstanden. Der Palast gibt innen und aussen einen hervorragenden Eindruck vom Prunk des portugiesischen Adels während der Zeit des portugiesischen Weltreiches.



 

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Wandbild des João de Mascarenhas

im Saal des Befreiungskrieges

Dom João de Mascarenhas    (* 1633 - + 1681), Bauherr des Palastes, war ein General des Restaurationskrieges. Er zeichnete sich vor allem in den Schlachten von Ameixial (1663) und Montes Claros (1665) als Feldherr der Provinzen Estremadura und Minho aus. Dom João de Mascarenhas war auch General der Kavallerie im Alentejo und gehörte dem Staats- und Kriegsrat von D. Pedro II an.

Zeitgenossen schilderten ihn als Mann der Waffen und von legendären Stärke. Er war vor allem aber ein Gelehrter mit solider Ausbildung. Zeugnis ist seine hinterlassene ausgezeichnete Bibliothek. Als 1668 der Frieden mit Spanien unterzeichnet wurde, war der Palast fast fertig.

 

 

 

Terraço da Capela / Galeria de las Artes

- Terrasse zur Kapelle / Galerie der Künste –

 

Am Ende dieser Terrasse befindet sich die Palastkapelle mit einer Inschrift über der Tür und dem Datum 1584. Hier stand schon eine frühere Kapelle, in der der Überlieferung nach der heilige Franz Xaver (1506-1552) - der Apostel Indiens – im April 1541 eine letzte heilige Messe vor seiner Abreise nach Fernost feierte, wo er in China starb.

Die im 18. Jahrhundert renovierte Kapelle von 1584 ist im Innern oberhalb der Azulejos und an der Fassade mit Steinen, Muscheln und Porzellanscherben verziert. Sie ist der älteste Teil des Palastes.

 

 

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Offene Kapelle am Beginn der Terrasse

 

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Blick aus der offenen Kapelle zur Terrasse

 

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Eckbereich von Terrasse und offener Kapelle, mit Skulptur der Göttin Diana

 

Die überaus reich mit Azulejos, freistehenden Götterskulpturen und farbigen, plastischen Terracotta-Dekorationen im Stil der Della Robbia ausgestattete Terrasse vermittelt zwischen Garten und Palast. Besonders eindrucksvoll sind die großen Fliesenbilder der sieben freien Künste.

 

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Blick über die Terrasse zur angrenzenden Kapelle

 

Die Terrasse der Künste ist vollständig mit azulejos (Fliesen) ornamentaler und figurativer Kompositionen gestaltet. Die meisten sind in kobaltblauer Bemalung mit manganfarbenen Kontouren auf weißem Grund ausgeführt. Highlight sind die Fliesengemälde der sieben freien Künste, Grammatik, Arithmetik, Musik, Dialektik, Rhetorik, Geometrie und Astronomie.

Die Ikonographie der freien Künste als weibliche Charaktere, die mit einem Attribut verbunden sind, wurde schon 410-439 n. Chr. von Martinus Capella festgelegt.

Es gibt eine Besonderheit, denn das Fliesengemälde der Grammatik findet man nicht auf der Terrasse, sondern in der angrenzenden offenen Kapelle.

Die sieben freien Künste wurden mit sieben Himmelskörper in Verbindung gebracht. So findet man jeweils eine Darstellung eines Planeten in einer Nische rechts neben der Darstellung einer der sieben freien Künste wie folgt: Grammatik / Mond, Arithmetik / Merkur, Musik / Venus, Dialektik / Apollo, Rhetorik / Mars, Geometrie / Jupiter und Astronomie / Saturn.

 

 

 

 

 

Grafische Vorlagen für Fliesentableaus der sieben freien Künste

 

Der unbekannte portugiesische Maler der sieben freien Künste übernahm auf Anweisung von Dom João de Mascarenhas Stiche des Ioan Sadeler I (Brüssel 1550 - Venedig 1600) nach Zeichnungen des Maerten de Vos (Antwerpen 1531 – Antwerpen 1603) als Vorlagen. Die Blätter haben die Maße 150x106 mm.

 

 

GRAMMATICA

 

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Rijksmuseum Amsterdam RP-P-OB-7489

 

Grammatik: Lateinische Sprachlehre und ihre Anwendung auf die Werke der klassischen Schulautoren, Rute als Attribut.

 

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Blick in die Kapelle mit  zweigeteilter Darstellung ‚Grammatica‘

 

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Rechter Teilbereich des Fliesenbildes ‚Grammatica‘

 

 

 

 

 

ARITHMETICA

 

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Rijksmuseum Amsterdam RP-P-OB-7492

 

Arithmetik: Zahlentheorie (Zahlbegriff, Zahlenarten, Zahlenverhältnisse) und zum Teil auch praktisches Rechnen, Rechenbrett als Attribut.

 

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MVSICA

 

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Rijksmuseum Amsterdam RP-P-OB 7495

 

Musik: Musiktheorie und Tonarten unter anderem als Grundlage der Kirchenmusik, Musikinstrument als Attribut.

 

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DIALECTICA


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Rijksmuseum Amsterdam RP-P-OB-7490

 

Dialektik bzw. Logik: Schlüsse und Beweise finden, Schlange als Attribut.

 

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RHETORICA

 

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Rijksmuseum Amsterdam RP-P-OB-7491

 

Rhetorik: Redeteile und Stillehre, mit Beispielen aus den Schulautoren, Schriftrolle und Bücher als Attribute.

 

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GEOMETRIA

 

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Rijksmuseum Amsterdam PP-T-1891-A-2461

 

Zeichnung des Maerten de Vos (1531-1603), Antwerpen 1594, 299x136 mm.

 

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Rijksmuseum Amsterdam RP-P-OB-7493

 

Geometrie: Vermessungstechnik, Zirkel und Dreieckslineal als Attribute.

 

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ASTRONOMIA


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Rijksmuseum Amsterdam RP-P-OB-7494

 

Astronomie: Lehre von den Sphären, den Himmelskörpern und ihren Bewegungen.

Bis in das 18. Jahrhundert bildeten Astronomie und Astrologie ein Gebiet.

Attribut ist das Astrolabium.

 

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Bildmaterial

Autor: 01, 02, 04, 05, 06, 08, 09

Rainer Marggraf: 03

Rijksstudio Amsterdam: 07, 10, 12, 14, 16, 18, 19, 21

Elvira Kless: 11, 13, 15, 17, 20, 22

 

 

Benutzte Literatur

Manuel J. Gandra, Jardins do Palácio Fronteira, Centro Ernesto Soares de Iconografia e Simbólica, 1a ediçiao digital, Mafra, 2012

Wikipedia

 

 

Danksagung

Ich danke Frau Elvira Kless für die Genehmigung zur Übernahme und Veröffentlichung ihrer Fotos. Meinem Sohn Norbert danke ich für Überarbeitung und Veröffentlichung des Berichtes im Internet.

 

 

 

Fundacão das Casas de Fronteira e Alorna
Largo São Domingos de Benfica 1
1500-554 Lisboa

 www.fronteira-alorna.pt/en/home/
fundacao@fronteira-alorna.pt

 

Der Palast ist nur im Rahmen von Führungen zu besichtigen.

Es gibt Führungen in Portugiesisch, Englisch und Französisch.

Bei einem geplanten Besuch empfiehlt sich vorherige Kontakaufnahme mit der Verwaltung des Palastes.

 

 


Bitte beachten Sie auch meine Veröffentlichungen:

- Fronteirapalast im Lissaboner Stadtteil Benfica -

Teil 1 ‚Außenansichten des Palastes und Fliesentableaus an der Ostwand des Hauptgebäudes‘

www.geschichte-der-fliese.de/fronteira.html

Teil 2 ‚Polychrome Fliesentableaus im klassischen Garten des Palastes und am Bassin vor der Casa do Fresco‘

www.geschichte-der-fliese.de/front.html

Teil 3 ‚Holländische Fliesenbekleidungen im Gemäldesaal (Sala dos Painéis)

www.geschichte-der-fliese.de/fron.html

Teil 4: ‚Schlachtensaal (Sala das Batalhas)

www.geschichte-der-fliese.de/fro.html

Teil 6:  Casa do Fresco / Haus der Erfrischung

 www.geschichte-der-fliese.de/fronteira6.html

Teil 7: ‘Tanque dos Cavaleiros – Brunnenanlage mit vierzehn Reiterbildern’

 www.geschichte-der-fliese.de/fronteira7.html