Palácio dos Marqueses de Fronteira

Teil 6 -

- Casa do Fresco / Haus der Erfrischung–

 

 

 

 01

Palácio dos Marqueses de Fronteira ist ein Palast im Lissaboner Stadtteil São Domingos de Benfica, am Largo de São Domingos de Benfica, unterhalb der Serra de Monsanto. Er wurde zwischen 1650 und 1675 durch Dom João de Mascarenhas, zweiter Conde de Torre und erster Marquês de Fronteira, im italienischen Stil erbaut. Die Anlage besteht bis heute in unveränderter Form. Sie gilt als bedeutendes Beispiel portugiesischer Renaissancearchitektur und ist einer von wenigen Palästen, die das Erdbeben von Lissabon 1755 unbeschadet überstanden. Der Palast gibt innen und aussen einen hervorragenden Eindruck vom Prunk des portugiesischen Adels während der Zeit des portugiesischen Weltreiches.

 

 02

Casa do Fresco, im Süden der Gartenanlage des Palastes gelegener Pavillon mit Kuppel. Er ist außen und innen mit Azulejos (glasierten Steingutfliesen), Porzellan, Muscheln, farbigem Glas und Steinen verziert.

Die Kuppel der Casa do Fresco ist komplett mit Azulejos belegt.

 

 03

Der Casa do Fresco vorgelagertes Bassin in Ss-Form mit Springbrunnen und Wasserspeiern

 

Die äußere Rahmung der Beckenanlage und die umgebenden Ruhebänke zieren polychrome Fliesenmalereien.

 

 04

Blick über Becken und Wasserspeier zum Potal des Hauses der Erfrischung

 

Den Bogen über dem offenen Eingangsportal zieren neben Muscheln und farbigen Steinen zwölf chinesische Porzellanteller.

 

 05

Detailbereich der Fassade

 

 

Eine große Besonderheit stellen eingearbeite Porzellanteller und Porzellanscherben an der Casa do Fresco dar. Es heißt, dass es Porzellan ist, das 1670 bei einem Empfang zur Eröffnung des Palastes, zu dem der König geladen war, die Tafel zierte. Der Hausherr, D. João de Mascarenhas, fand es angemessen, dieses Porzellan nicht mehr für die Tafel zu nutzen, sondern am und im Pavillon verarbeiten zu lassen.

 

 

 

 06

Detail vom linken Teil des Eingangsportals

 

Hier zeigt sich markant der Übergang der polychromen zur blauen Bemalung von Fliesen im dritten Quartal des 17. Jahrhunderts. Das Blau des chinesischen Porzellans beeinflusste mehr und mehr die glasierte europäische Keramik.

 

An und in der Casa do Fresco zeigen Fliesengemälde mythologische Seewesen unterschiedlicher Art. Es sind Mischwesen mit Menschenoberkörper und Fischschwanz oder Fischschwänzen.

Bild 06 zeigt links eine Meerjungfrau und rechts eine sogenannte Hüftherme. Der doppelschwänzige Meermann ist Stützpfeiler, der nicht nur wie sonst bei Hermen üblich nur die Büste, sondern auch den Körper bis zu den Hüften zeigt.

 

 07

Doppelschwänzige Meerjungfrau am rechten Teil des Eingangsportals

 

 

 

Innenraum

 

Die Casa do Fresco hat einen Innenraum mit mehreren Wasserfontänen und ist der Inbegriff von Luxus und Komfort.

An sehr heißen Sommertagen, an denen die Temperaturen in Lissabon auf bis zu 40 Grad Celsius ansteigen können, senkt das verdunstende Wasser aus Fontainen und Brunnen die Umgebungstemperatur erheblich.

Oberhalb der Fliesenbereiche sind Wand- und Deckenflächen desgesamten Innenraumes mit eingelegten kleinen Steinen ('embrechados'), Muscheln und Porzellanscherben bedeckt, die für Schallabsorption auf den inneren Kuppelflächen sorgen.

In den Innenwände gibt es zwölf Nischen, die Gästen als Sitzgelegenheiten dienen können, während sie Momente der Freizeit und Erholung im kühlenden Raum genießen.

 

 08

Blick in den Innenraum

 

Im Vordergrund steht zentral ein Standbrunnen mit flacher Schale. Im Hintergrund ist eine Brunnenschale mit Wasserspeier zu erkennen. Vier von insgeamt zwölf Nischen können Gästen als Sitzgelegenheiten dienen.

 

 09

Im Vordergrund der Standbrunnen und im Hintergrund eine Brunnenschale mit Wasserspeier

 

In der Oberfläche des Standbrunnes sind die Öffnungen der Fontainen zu sehen

 

 10

Polychrome Fliesengemälde zieren die beiden Nischen

 

Hinter der Brunnenschale zeigt ein Fliesengemälde zwei Seewesen.

 

 11

 

Eckbereiche zieren schmale Fliesengemälde mit Hermen in gleicher Darstellung.

 

 12

 

Chinaporzellan zwischen Muscheln, kleinen Steinen und blauen Glassplittern im Deckenbereich.

 

 13

Brunnenschale mit hockendem Wasserspeier

 

Gemälde aus 5 x 12 = 60 Fliesen mit zwei doppelschwänzigen Hermen in integrierter Rahmung, darüber Chinaporzellan im Muschelkranz.

 

 

 

Fünf Beispiele von Rückwänden der zwölf Nischen in der Casa do Fresco

 

 14

 

In den Rundungen der Wandnischen bestehen die Fliesengemälde jeweils aus 12 x 9 = 108 halben Fliesen.

 

 15

 

Die Fayencemalereien wurden in Blau, Manganbraun und Grün ausgeführt.

 

 16

 

Alle Sitzflächen zieren Fliesen mit unterschiedlichen Masken.

 

 

 17

 

Ornamentale Rahmungen betonen die Fliesenbilder der Vogelkonzerte.

 

 18

 

Die Wandfläche dieser Nische ziert ein Vogelkonzert in besonders kräftiger polychromer Farbgebung.

 

 

Im Garten des Palácio Fronteira ist die Casa do Fresco ein wahrhaftes Haus der Erfrischung. Im Aussen- und Innenbereich wird die großartige portugiesische Fliesenkunst des 17. Jahrhunderts präsentiert.

 

 

 

 

Bildmaterial

Autor: 01, 02, 03, 09, 12

Dr. Herbert v/d Berge: 08, 10, 11

Elvira Kless: 04, 05, 06, 07, 13-18

 

Benutzte Literatur

Manuel J. Gandra, Jardins do Palácio Fronteira, Centro Ernesto Soares de Iconografia e Simbólica, 1a ediciao digital, Mafra, 2012

Wikipedia

 

Danksagung

Elvira Kless für die Genehmigung zur Übernahme und Veröffentlichung ihrer Fotos.

Dr. Herbert v/d Berge für die Fotos 08, 10 und 11.

Meinem Sohn Norbert für Überarbeitung und Veröffentlichung des Berichtes im Internet.

 

 

 

Fundacão das Casas de Fronteira e Alorna
Largo São Domingos de Benfica 1
1500-554 Lisboa

 www.fronteira-alorna.pt/en/home/
fundacao@fronteira-alorna.pt

 

Der Palast ist nur im Rahmen von Führungen zu besichtigen.

Es gibt Führungen in Portugiesisch, Englisch und Französisch.

Bei einem geplanten Besuch empfiehlt sich vorherige Kontakaufnahme mit der Verwaltung des Palastes.

 

 


Bitte beachten Sie auch meine Veröffentlichungen:

- Fronteirapalast im Lissaboner Stadtteil Benfica -

Teil 1 ‚Außenansichten des Palastes und Fliesentableaus an der Ostwand des Hauptgebäudes‘

www.geschichte-der-fliese.de/fronteira.html

Teil 2 ‚Polychrome Fliesentableaus im klassischen Garten des Palastes und am Bassin vor der Casa do Fresco‘

www.geschichte-der-fliese.de/front.html

Teil 3 ‚Holländische Fliesenbekleidungen im Gemäldesaal (Sala dos Painéis)'

www.geschichte-der-fliese.de/fron.html

Teil 4: ‚Schlachtensaal (Sala das Batalhas)'

www.geschichte-der-fliese.de/fro.html

Teil 5: 'Galerie der Künste'

 www.geschichte-der-fliese.de/fronteira5.html

Teil 7: ‘Tanque dos Cavaleiros – Brunnenanlage mit vierzehn Reiterbildern’

 www.geschichte-der-fliese.de/fronteira7.html