Palácio dos Marqueses de Fronteira

Teil 7 -

‘Tanque dos Cavaleiros – Brunnenanlage mit vierzehn Reiterbildern’

 

 

 

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Ansicht des Palastes vom Gartenparterre

Der Palast im Lissaboner Stadtteil São Domingos de Benfica unterhalb der Serra de Monsanto gilt als bedeutendes Beispiel der portugiesischen Renaissancearchitektur. Er ist einer von wenigen Palästen, die das Erdbeben von Lissabon einigermaßen unbeschadet überstanden haben und so einen guten Eindruck vom Prunk des portugiesischen Adels während der Zeit des portugiesischen Weltreiches geben können.

Der Palast wurde zwischen 1650 und 1675 durch Dom João de Mascarenhas, zweiter Conde de Torre und erster Marquês de Fronteira, im italienischen Stil erbaut. Die Anlage besteht bis heute in unveränderter Form.

 

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Blick über die Parkanlage des Palastes zur Stadt

 

Eine große Parkanlage im Stil eines klassischen italienischen Gartens bildet die Außenanlage des Palastes. Sie liegt L-förmig im Osten und Süden des Palastes und ist wie dieser sehr reich mit Tableaus aus bemalten Fliesen, sogenannten Azulejos, geschmückt. Die teils monochrom blauen, teils mehrfarbigen Fliesengemälde verkleiden weite Teile der Gartenarchitekturen und des Sockelgeschosses des Palastes. Vor der Hauptfassade auf der Ostseite des Palastes befindet sich das große Parterre, ein Formalgarten mit geometrisch geschnittenen Hecken und Gehölzen; es ist in vier quadratische Bereiche gegliedert. Im Zentrum der Anlage sowie in der Mitte der einzelnen Abteilungen, die selbst wieder in vier Teile untergliedert sind, stehen Brunnen, die äußeren Ecken der vier Hauptabteilungen werden durch lebensgroße Blei-Skulpturen akzentuiert.

 

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Galerie der Reiter und Könige

 

Der Formalgarten wird im Süden auf ganzer Breite von einer großen Brunnenanlage begrenzt, in deren Becken sich weitere Skulpturen befinden. Auf der großen Fliesenwand an der Rückwand der Anlage sind vierzehn lebensgroße Reiter zu sehen, die teilweise Mitglieder der Familie Mascarenhas darstellen. Über zwei Freitreppen links und rechts vom Becken erreicht man eine Etage höher die Galería dos Reis(Galerie der Könige), in der die Marmor-Büsten aller portugiesischen Könige bis zu Johann VI. ausgestellt sind.

Das selbstbewusste politische Programm der Dekoration ist offensichtlich: der Adel, der 1640 – nur wenige Jahre vor der Bauzeit – entscheidend dazu beigetragen hatte, die spanische Herrschaft in Portugal zu beenden, stellt die Basis des Königreiches.

 

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Blick aus der ersten Etage des Palastes auf die Galerie der Reiter und Könige

 

 

Galerie der vierzehn lebensgroßen Reiterdarstellungen auf Fliesen

Die großen Fliesentableaus zeigen die berühmten ‚Zwölf von England‘ (Oz Doze de Inglaterra) eingerahmt in die Reiterbilder von D. João de Mascarenhas (* 1633 - + 1681) 1. Marquês von Fronteira und seinem Sohn D. Fernando Mascarenhas (* 1655 – + 1729). 2. Marquês von Fronteira.

 

‚Die Zwölf von England‘

Eine portugiesische Ritterlegende, gemischt mit historischen Fakten, die in ihrer berühmtesten Fassung 1572 von Luis de Camões in seinem Werk Les Lusiades (Gesang VI, Strophen 40-69) erzählt wurde.

Zwölf englische Ritter beleidigten zwölf Damen aus dem Hause Lancaster und beschuldigten sie, hässlich und nicht würdig zu sein, dem Königshaus zu dienen. Die gekränkten Damen wandten sich an den Herzog von Lancaster, um ihre Ehre zu verteidigen. John of Gaunt – der als Inbegriff europäischer Ritterlichkeit galt – beschloss, seinen Schwiegersohn, D. João I, König von Portugal, zu bitten, ihm zwölf seiner besten Männer zu schicken. Indem er die Hilfe von Rittern einer anderen Nation erbat, wollte der Herzog Konflikte innerhalb seiner eigenen Streitkräfte verhindern und gleichzeitig die Ehre und den Ruf der Damen verteidigen.

In Smithfield, London, fand ein Turnier statt, bei dem die englischen und portugiesischen Ritter um die Ehre der Damen kämpften. Nach den Siegen über ihre Feinde kehrten die portugiesischen Ritter nach Hause zurück.

Das war ein wichtiger Moment für die Portugiesen, da es die internationale Anerkennung ihrer Ehre und Tugend symbolisiert. Die Luisaden des Luis de Camões halten dieses Ereignis in der portugiesischen Kultur lebendig.

In der Literatur genannte Namen der portugiesischen Ritter: Álvaro Gonçalves Coutinho, Álvaro Vaz de Almada, João Pereira da Cunha, Agostim, Lopo Fernandes Pacheco, Pedro Homem da Costa, Álvaro Mendes Cerveira, Rui Mendes Cerveira, Rui Gomes da Silva, Martim Lopes de Azevedo, João Fernandes Pacheco und Vasco Annes da Costa.

Bei Teófilo Braga heißen die zwölf Engländer Austin (bei der Eröffnung des Kampfes von Álvaro Vaz de Almada getötet), Athelard, Blundell, Loveday, Argenton, Clarency, Corleville, Otenel, Turneville, Morley, Glaston und Reginald.

 

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Blick auf das Bassin mit der zentralen Fontaine und vier Marmorskulpturen als Wasserspeier

 

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Flussgottheit unter der linken Treppe zur Galerie der Könige

 

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Links das lebensgroße Reiterbild des João de Mascarenhas, 1. Marquês de Fronteira e 2. Conde da Torre, dem Erbauer des Palastes, daneben die Ritter Eins, Zwei und Drei der ‚Zwölf von England‘.

João de Mascarenhas (1633-1681) war General der Kavallerie im portugiesischen Befreiungskrieg gegen Spanien und nahm u.a. an den Schlachten von Linhas de Elvas (1659), Ameixial (1663) und Montes Claros (1665) teil.

 

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Unbekannter Ritter Eins der ‚Zwölf von England‘, nach links reitend.

 

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Unbekannter Ritter Zwei, davor zwei Skulpturen als Wasserspeier.

 

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Ritter Vier, Fünf und Sechs der ‚Zwölf von England‘, nach links reitend.

Die Dekoration der Bögen mit farbigen Steinen und glasierter Keramik ist in Teilbereichen abgefallen.

 

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Ritter Vier der ‚Zwölf von England‘, nach links reitend.

 

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Ritter Fünf der ‚Zwölf von England‘, nach links reitend.

 

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Ritter Sechs der ‚Zwölf von England‘, nach links reitend.

 

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Ritter Sieben, Acht und Neun der ‚Zwölf von England‘, nach rechts reitend.

 

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Ritter Sieben der ‚Zwölf von England‘, nach rechts reitend.

 

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Ritter Acht der ‚Zwölf von England‘, nach rechts reitend.

 

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Ritter Neun der ‚Zwölf von England‘, nach rechts reitend.

 

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Ritter Zehn, Elf und Zwölf der ‚Zwölf von England‘ an der Rückwand der Anlage und das lebensgroße Reiterbild des D. Fernando de Mascarenhas (1655-1729), 2. Marquês de Fronteira e 3. Conde da Torre, Sohn des Erbauers des Palastes, unterhalb der Treppenanlage zur Galerie der Könige.

 

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Blick zu den lebensgroßen Reiterbildern Neun bis Zwölf und dem Reiterbild des D. Fernando de Mascarenhas.

 

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Ansicht der Treppe zur Galerie der Könige mit Fliesengemälden von Flussgötter.

 

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Aussenmauer neben der Treppe zur Galerie der Könige mit Darstellungen aus der griechischen Götterwelt.

 

 

 

 

Bildmaterial

Autor: 01, 02, 04, 19, 20, 21

Elvira Kless: 03, 05 - 18

 

 

Benutzte Literatur

Manuel J. Gandra, Jardins do Palácio Fronteira, Centro Ernesto Soares de Iconografia e Simbólica, 1a ediçiao digital, Mafra, 2012

Wikipedia

 

 

Danksagung

Ich danke Frau Elvira Kless für die Genehmigung zur Übernahme und Veröffentlichung ihrer Fotos. Meinem Sohn Norbert danke ich für Überarbeitung und Veröffentlichung des Berichtes im Internet.

 

 

 

 

Fundacão das Casas de Fronteira e Alorna
Largo São Domingos de Benfica 1
1500-554 Lisboa

 www.fronteira-alorna.pt/en/home/
fundacao@fronteira-alorna.pt

 

Der Palast ist nur im Rahmen von Führungen zu besichtigen.

Es gibt Führungen in Portugiesisch, Englisch und Französisch.

Bei einem geplanten Besuch empfiehlt sich vorherige Kontakaufnahme mit der Verwaltung des Palastes.

 

 


Bitte beachten Sie auch meine Veröffentlichungen:

- Fronteirapalast im Lissaboner Stadtteil Benfica -

Teil 1 ‚Außenansichten des Palastes und Fliesentableaus an der Ostwand des Hauptgebäudes‘

www.geschichte-der-fliese.de/fronteira.html

Teil 2 ‚Polychrome Fliesentableaus im klassischen Garten des Palastes und am Bassin vor der Casa do Fresco‘

www.geschichte-der-fliese.de/front.html

Teil 3 ‚Holländische Fliesenbekleidungen im Gemäldesaal (Sala dos Painéis)'

www.geschichte-der-fliese.de/fron.html

Teil 4: ‚Schlachtensaal (Sala das Batalhas)'

www.geschichte-der-fliese.de/fro.html

Teil 5: Galerie der Künste

 www.geschichte-der-fliese.de/fronteira5.html

Teil 6:  Casa do Fresco / Haus der Erfrischung

 www.geschichte-der-fliese.de/fronteira6.html