Palácio dos Marqueses de Fronteira

Teil 8

Galeria dos Reis / Galerie der Könige

 

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Eingang zum Palácio Fronteira,

Largo São Domingos de Benfica,
(Aufnahme Mai 1992)

 

Der Fronteira-Palast im Lissaboner Stadtteil São Domingos de Benfica ist eine der sehenswertesten Residenzen portugiesischer Adliger des 17. Jahrhunderts. Er gilt als ausgezeichnetes Beispiel der portugiesischen Renaissancearchitektur und gibt einen guten Eindruck vom Prunk des portugiesischen Adels während der Zeit des portugiesischen Weltreiches. Erbauer des Palastes war D. João de Mascarenhas (1633-1681), ein bedeutender General im Kampf des Adelsaufstandes gegen die spanische Herrschaft.

Im Frieden von Lissabon erkannte 1668 Spanien Portugals Unabhängigkeit an. Regent Pedro II. (1648-1706) ernannte seinen engsten Berater aus Dankbarkeit zum 1. Marquês von Fronteira.

Um 1670 begannen im Auftrag von D. João de Mascarenhas am Berg Monsanto, vor den Toren der Stadt Lissabon, die Bauarbeiten an einem Palast im italienischen Stil. Die Gärten wurden ebenfalls nach italienischen Vorbildern gestaltet.

 

 

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Galerie der Reiter und Könige

 

Treppen führen zu den beiden Türmen, welche die Galeria der Könige begrenzen.

Der große Balkon bietet einen herrlichen Blick über die Gärten.

 

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Galerie der Könige

 

Die Galerie zeigt die Bedeutung der Wiederherstellung nationaler Unabhängigkeit und präsentiert Büsten der portugiesischen Könige von Conde D. Henrique bis D. Pedro II, einschließlich D. Nuno Álvares Pereira, und lässt die Dinastia Filipina aus der spanischen Monarchie weg, die das Land besetzte.

Um die Bedeutung der Schlachten gegen die Spanier zu unterstreichen, beginnt die Route am Westturm mit der Büste des Grafen D. Henrique de Borgonha (Heinrich von Burgund), Vater des ersten Königs von Portugal, und endet am anderen Ende mit der von D. Nuno Álvares Pereira, einem Held des Militärs, der 1385 für den überwältigenden Sieg von Aljubarrota verantwortlich war. Dieser Sieg brachte das Ende der Ansprüche Kastiliens.

 

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Westturm mit der Büste des Conde D. Henrique, Vater des ersten Königs von Portugal D. Afonso Henriques.

 

 

 

 

Erstes Feld

 

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An der Tür des Westturms sieht man die Büsten von D. Afonso Henriques (1139-1185) - D. Sancho I. (1185-1211) - D. Afonso II. (1211-1223) und an der rechten Wand von D. Sancho II. (1223-1248) und D. Afonso III. (1248-1279).

 

* Regierungszeiten sind in Klammern angebenen.

 

Markant sind Dach und Rahmungen aus profilierten Fliesen mit Lüsterglasur.

Lüster bezeichnet den metallisch schimmernden Überzug. Es sind Emulsionen von Metallsulfaten oder -oxiden, gemischt mit Ocker, die in saurer Lösung auf die beim ersten Brand entstandene Glasur aufgebracht und im Glattbrand bei mäßiger Temperatur aufgeschmolzen wurden.

Lüsterkeramik entstand im 9. und 10. Jahrhundert in Mesopotamien und Persien. Im Kalifat von Córdoba kannte man schon im 10. Jahrhundert die goldfarbene glänzende Lüsterkeramik.

 

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D. Sancho II. (1223-1248), genannt der Mönch, war der vierte König von Portugal aus dem Hause Burgund. Er war der Sohn des portugiesischen D. Afonso II. und seiner Frau Urraca von Kastilien. Als Sancho II. 1223 nach dem Tode seines Vaters den Thron bestieg, befand sich das Land mitten im Kampf mit der katholischen Kirche, in die es die Politik D. Afonso II. geführt hatte. Sein Vater war exkommuniziert gestorben, über Portugal das Interdikt verhängt. Sancho II. arrangierte sich zunächst mit der Kirche, ließ den Erzbischof von Braga, den sein Vater des Landes verwiesen hatte, wieder zurückkehren und zahlte ihm eine hohe Entschädigung. Es gelang ihm, die östliche Algarve und das Alentejo von den Mauren zu erobern.

Gegen Ende seiner Regierungszeit verstrickte sich jedoch auch Sancho II. zunehmend in Machtkämpfe mit der Kirche, besonders mit den Bischöfen von Lissabon und Porto, die Rückhalt bei Papst Gregor IX. fanden. 1238 wurde auch D. Sancho II. exkommuniziert. Die Adelsopposition im Lande verbündete sich nun mit der Kirche und versuchte, den König durch seinen jüngeren Bruder, den späteren D. Afonso III., zu ersetzen.

 

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Büsten der Könige D. Sancho II. (1223-1248) – D. Afonso III. (1248-1279) – D. Dinis (1279-1325) – in Nischen des ersten Dreierfeldes. Besonders hervorgehoben durch die große Nische mit Sitzbänken ist die Büste des D. Afonso IV. (1325-1357).

 

 

 

 

 

Zweites Feld

 

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In den vorderen drei Nischen stehen Büsten von D. Pedro I. (1357-1367) – D. Fernando I. (1367-1383) – D. João I. (1385-1433) – und dahinter in der großen Nische die Büste von Fernando de Portugal / Infante Santo.

 

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Ferdinand, genannt der Heilige, war ein Prinz (Infant) von Portugal (1402-1443).

Er wurde als sechster Sohn des Königs Johann I. von Portugal und der Philippa of Lancaster geboren.

Als Großmeister des Ritterordens von Avis ging er 1437 mit seinem Bruder Heinrich nach Afrika, um den Marokkanern Tanger zu entreißen; der Angriff wurde jedoch zurückgeschlagen, die Portugiesen erlagen der feindlichen Übermacht und mussten versprechen, Ceuta abzutreten. Ferdinand blieb mit zwölf Gefährten als Geisel zurück, während Heinrich nach Portugal zurückkehrte.

Da indes die Cortes den Vertrag verwarfen, wurde Ferdinand dem Sultan von Fès ausgeliefert, der ihn als Sklaven behandelte. Ferdinand ertrug sein Los mit der größten Geduld, bis er den Misshandlungen am 5. Juni 1443 erlag.

Er wurde 1470 selig gesprochen und sein Leichnam 1471 nach Portugal gebracht und in der Kapelle des Stifters im Kloster Batalha beigesetzt.

 

 

 

 

 

Drittes Feld

 

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Von links drei Nischen mit den Büsten von - D. Duarte I. (1433-1438) – D. Afonso V. (1438-1481) - D. João II. (1481-1495).

 

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Büste des D. Duarte I. (1433-1438). Nische und Umrahmung sind mit profilierten Fliesen in glänzender Lüsterglasur ausgeführt.

 

 

 

 

 

Viertes Feld

 

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Von links nach rechts: In der großen Nische steht die Büste des D. Manuel I. (1495-1521),

davor D. João III. (1521-1557) und D. Sebãstiao I. (1557-1578).

 

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D. Manuel I. (1469-1521), genannt ‚der Glückliche‘, von 1495-1521 König von Portugal aus dem Haus Avis, gilt als einer der bedeutendsten Könige Portugals.

Unter seiner Herrschaft gelang die Entdeckung des Seewegs nach Indien und der Aufbau eines ersten Kolonialreiches im Indischen Ozean. Es entwickelte sich der Architekturstil der Manuelistik.

 

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An der Seitenwand: D. Sebãstiao I. (1557-1578) und D. Henrique I. (1578-1580).

 

Haus Habsburg – Personalunion Portugals mit Spanien von 1580 bis 1640.

 

An der Türe des Ostturms: D. João IV. (1640-1656) – D. Afonso VI. (1656-1683)

– D. Pedro II. (1683-1706; bereits 1704/1705 Regentschaft seiner Schwester Caterina von Braganza wegen seiner schweren Erkrankung).

 

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Cardeal D. Henrique I. (*1512 - † 1580) war siebzehnter König von Portugal und Kardinal der Römischen Kirche. Er war der letzte Herrscher in der Geschichte Portugals aus dem Haus Avis und regierte von 1578 bis zur Personalunion Portugals mit Spanien 1580.

 

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Am Eingang von der Treppe zum Ostturm: D. Nuno Álvarez Pereira (* 1360 - † 1431).

 

Als Sohn des Priors Álvaro Gonçalves Pereira und seiner Frau Iria Gonçalves do Carvalhal entstammte er einer Adelsfamilie und schlug eine militärische Laufbahn ein. Im Alter von 23 Jahren erhielt er den Oberbefehl über die portugiesische Streitmacht. Durch sein strategisches Genie hatte er entscheidenden Anteil an der Abwehr der kastilischen Ansprüche auf das junge Portugal und am Aufstieg des Hauses Avis. 1423, nach dem Tode seiner Frau, zog er sich als karmelitischer Ordensbruder aus dem öffentlichen Leben zurück. Im Jahr 2009 wurde er von der katholischen Kirche heiliggesprochen.

 

 

Die Galerie der Könige im Garten des Palácio Fronteira bringt die Geschichte Portugals näher und präsentiert großartige portugiesische Fliesenkunst. Beeindruckend sind die Fliesen mit Lüsterglasur der esmalta de brilho.

 

 

 

 

 

Bildmaterial

Die Fotos nahm ich während meiner Besuche des Palácio Fronteira in den Jahren 1992, 1998 und 2001 auf.

 

 

Benutzte Literatur

Manuel J. Gandra, Jardins do Palácio Fronteira, Centro Ernesto Soares de Iconografia e Simbólica, 1a ediçiao digital, Mafra, 2012

Wikipedia

 

 

Danksagung

Meinem Sohn Norbert danke ich für Überarbeitung und Veröffentlichung des Berichtes im Internet.

 

 

 

 

Fundacão das Casas de Fronteira e Alorna
Largo de São Domingos de Benfica 1,1500-554 Lisboa

(+351)217782023

www.fronteira-alorna.pt/en/home/

fundacao@fronteira-alorna.pt

 

Der Palast ist nur im Rahmen von Führungen zu besichtigen.

Es gibt Führungen in Portugiesisch, Englisch und Französisch.

Bei einem geplanten Besuch empfiehlt sich die vorherige Kontakaufnahme mit der Verwaltung des Palastes.

 

 

Bitte beachten Sie auch meine anderenVeröffentlichungen zum

Fronteirapalast im Lissaboner Stadtteil Benfica:

Teil 1 ‚Außenansichten des Palastes und Fliesentableaus an der Ostwand des Hauptgebäudes‘

www.geschichte-der-fliese.de/fronteira.html

Teil 2 ‚Polychrome Fliesentableaus im klassischen Garten des Palastes und am Bassin vor der Casa do Fresco‘

www.geschichte-der-fliese.de/front.html

Teil 3 ‚Holländische Fliesenbekleidungen im Gemäldesaal (Sala dos Painéis)‘

www.geschichte-der-fliese.de/fron.html

Teil 4: ‚Schlachtensaal (Sala das Batalhas)‘

www.geschichte-der-fliese.de/fro.html

Teil 5: ‚Galerie der Künste (Galeria de las Artes)‘

www.geschichte-der-fliese.de/fronteira5.html

Teil 6: ‚Casa do Fresco / Haus der Erfrischung‘

www.geschichte-der-fliese.de/fronteira6.html

Teil 7: ‚Tanque dos Cavaleiros / Brunnenanlage mit vierzehn Reiterbildern‘

www.geschichte-der-fliese.de/fronteira7.html